FreiRaumStationen – Leerstände werden Potenzialräume

Wie die FreiRaumStationen entstanden ist

Rund um den schmucken Marktplatz von Homberg (Efze) ziehen sich bunte Bänder quer über die Schaufenster von leer stehenden Läden. Die haben Katrin Hitziggrad und Johannes Kramarek dort angeklebt. Sie wollen damit den Leerstand in der Kleinstadt als Potenzialfläche ausweisen – als FreiRaumStationen. Ihre Idee: Die FreiRaumStationen sollen gemeinwohlorientiert mit Leben gefüllt werden und ein Initialzünder und Katalysator für neue Nutzungskonzepte sein, die leer stehende Räume nachhaltig beleben.

Die Idee entstand während des Summer of Pioneers 2021. Damals holte der Bürgermeister in Kooperation mit dem Gründer der Initiative Frederik Fischer Menschen aus der Groß- in die Kleinstadt, um für sechs Monate das Leben auf dem Land zu testen. Im Gegenzug sollten sie sich für die Stadt engagieren und sie mit konkreten Projekten bereichern.

Von den rund 20 Personen, die im Rahmen des Summer of Pioneers vorübergehend nach Homberg (Efze) gezogen sind, haben sich 12 Personen dauerhaft in der Stadt niedergelassen. Darunter auch Hitziggrad und Kramarek. Hitziggrad hatte zuvor in Jena eine Agentur für die Zwischennutzung von leer stehenden Räumen aufgebaut und brachte Know-how im Immobilien- und Leerstandsmarketing mit. Kramarek ist Kommunikationsdesigner und begleitet das Projekt FreiRaumStationen kreativ.

Ihre Ideen leben bis heute fort. So finden auch nach dem Summer of Pioneers noch Lesungen, Kunstausstellungen oder Theateraufführungen in einer FreiRaumStation statt. Der Co-Working-Space „Fachwerkerei“ direkt am Marktplatz wird weiterhin genutzt. Eine offene Werkstatt, die im Rahmen des Summer of Pioneers als außerschulischer Lernort gegründet wurde, und eine Pop-up-Bar sind ebenfalls weiter in Betrieb. Die Eigentümer:innen der Gewerbeflächen stellen diese kostenfrei zur Verfügung, können aber über die dort stattfindenden Aktionen mitbestimmen.

Das Projekt FreiRaumStationen schafft eine Struktur, die es den Bürger:innen ermöglicht, ihre Stadt mitzugestalten. Deshalb führen es die beiden Pioniere weiter und haben es sogar auf den Nachbarort Borken übertragen. Auf der Internetseite freiraumstation.de werben sie für ihr Konzept und vergeben sogenannte RaumStipendien an Kunst- und Kulturschaffende, die konkrete Ideen entwickeln, um etwa die ehemalige Tourist-Info, den ehemaligen Schlecker oder die alte Metzgerei neu zu nutzen.

FreiRaumStationen ist nicht das einzige Projekt, das nach dem Summer of Pioneers fortdauert: Auch der „Marktcampus“, der gemeinschaftliches Wohnen, Leben und Arbeiten rund um den Marktplatz ermöglicht, wird weiter genutzt. Die Wohneinheiten können zum Probewohnen auf dem Land oder als Workation – eine Mischung aus Arbeit und Urlaub – günstig gemietet werden. Auch der „Wandelpfad“ für Fußgänger:innen, der einzelne Stadtteile vernetzt, wird weiter als Verbindungsweg genutzt.

Wer hinter dem Projekt steckt

Der Bürgermeister holte zunächst den Summer of Pioneers nach Homberg (Efze). In dessen Rahmen gründeten Hitziggrad und Kramarek die Zukunftsoptimisten UG, ein interdisziplinäres Kollektiv für kreative und koproduktive Stadtentwicklung. Beide sind in Homberg (Efze) geblieben. Sie führen das Projekt weiter und vermitteln zwischen Immobilieneigentümer:innen und Nutzer:innen für gemeinwohlorientierte Zwischen- und Nachnutzungskonzepte.

Welche digitalen Möglichkeiten die FreiRaumStationen nutzt

Die digitale Komponente bezieht sich vor allem auf die Kommunikation und Projektorganisation. Die FreiRaumStationen präsentieren sich auf einer eigenen Homepage. Über die Sozialen Medien sind die Initiator:innen mit interessierten Künstler:innen, Dienstleister:innen und Macher:innen vernetzt.

Wie die FreiRaumStationen das Leben vor Ort bereichert

Insgesamt fünf leer stehende Gebäude in Homberg (Efze) wurden mit neuem Leben gefüllt. Die Begegnung an den unterschiedlichen Stationen fördert den Austausch der Bürger:innen untereinander und begründet neue Netzwerke.

Wo sich FreiRaumStationen befinden

Homberg (Efze) ist eine Kleinstadt mit zahlreichen Ortsteilen in Hessen. Die Altstadt ist geprägt von Fachwerk und gehört zum internationalen Verbund der Cittaslow-Städte.