Dorf.Zukunft.Digital – Empowerment für Landgemeinden
Landkreis Höxter, Deutschland · 30 Dörfer EinwohnerWie Dorf.Zukunft.Digital entstanden ist
Ein älteres Caritas-Mitglied hat sich für moderne Medien begeistert, als es an einem Ausflug in ein multimediales Kloster-Besucherzentrum teilnahm. Ein digitaler Mönch erzählte dort von seinem Leben im Mittelalter. „Wenn das die Digitalisierung ist, bin ich auch dafür“, war das Mitglied am Ende überzeugt.
Der Ausflug fand im Rahmen des Projekts Dorf.Zukunft.Digital statt. Das ist 2019 gestartet, um in 30 Dörfern im Kreis Höxter die Digitalisierung voranzutreiben. Dazu wurden in Kooperation mit der VHS je zwei Digital-Lots:innen ausgebildet und in jedem Ort ein sogenanntes digitales Klassenzimmer eingerichtet – ein Raum für Schulungen und Veranstaltungen zur Vermittlung von digitaler Kompetenz. Dort verlieren die Bürger:innen nicht nur ihre Angst vor der Digitalisierung: Sie lernen, selbst mit Tablet, Notebook, Beamer, Smart-TV, VR-Brille und Camcorder umzugehen, und überlegen, welche Chancen diese Geräte für ihr Dorf bergen.
Jedes Dorf nutzt seitdem eine Dorffunk-App. Die ist nicht nur da, um sich über Neuigkeiten im Ort zu informieren. Sie wird auch genutzt, um Nachbarschaftshilfe zu organisieren und Kontaktadressen und Serviceangebote weiterzuverbreiten. Während der Coronapandemie unterstützten sich die Bürger:innen mithilfe der App gegenseitig beim Einkaufen – und blieben trotz Distanzregeln auf dem Laufenden.
Die DorfPage hat ein Redaktionsteam aus Bürger:innen nach einer Schulung in WordPress selbst aufgebaut, es entscheidet darüber, was online geht. Die DorfPage von Ovenhausen informiert zum Beispiel über Heimatpflege, die Gewinner:innen des Sportschießens und Vorträge der Caritas – und will so den Zusammenhalt im Dorf weiter stärken. Es entstanden sogar digitale Erlebnistouren und Bürger:innen bereiteten Dorfgeschichten digital auf.
Im letzten Jahr wurde Dorf.Zukunft.Digital nach insgesamt drei Jahren Laufzeit mithilfe des bundesweiten Förderprogramms Smart Cities 3.0 weitergeführt. Mit Dorf.Gesundheit.Digital wurde ein weiteres Modellvorhaben im Kreis Höxter initiiert. Es soll die Lücken im Gesundheitsbereich schließen. In nur wenigen Dörfern gibt es noch eine Arztpraxis. Deshalb werden im Projekt Gesundheits- und Pflegelots:innen ausgebildet. Sie sollen die Nutzung von Videosprechstunden mit Ärzt:innen und eRezepten verbreiten – und Gesundheits- und Senioren-Apps erproben.
Wer hinter dem Projekt steckt
2019 und 2020 wurde auf Kreisebene in Kooperation mit der VHS und vielen weiteren Akteur:innen die Digitalisierungsstrategie „#XRegion – Digitale Zukunft gemeinsam gestalten“ entwickelt, die Grundlage für alle Digitalaktivitäten des Kreises und der Kommunen ist. Für die Umsetzung der Strategie wurde die Stelle der Smart-Region-Managerin eingerichtet. Sie koordiniert unter dem Dach von Land.Leben.Digital alle laufenden Digitalprojekte im Kreis Höxter, die jeweils von einer Projektleitung gemanagt werden. Diese setzen die Digitalisierungsangebote zusammen mit den Dorf-Digital-Lots:innen um.
Welche digitalen Möglichkeiten Dorf.Zukunft.Digital nutzt
Die Projektteilnehmer:innen nutzen Tablets, Notebooks, Beamer, Smart-TV, Camcorder, VR-Brillen, ebenso eine DorfPage und eine Dorffunk-App. Daraus sind – je nach Dorf mit unterschiedlichen Schwerpunkten – lokale Angebote entstanden. Beispiele sind digitale Erlebnistouren, smarte Bürgerhallen, digitale Dorfchroniken, digitale Seelsorge. Auch Ausflüge in ein multimediales Kloster wurden organisiert.
Wie Dorf.Zukunft.Digital das Leben vor Ort bereichert
Mittlerweile werden in über 50 Dorfgemeinschaften im Kreis Höxter digitale Projekte umgesetzt. Die Dorffunk-App hat sich als Informationsmedium in fast allen Gemeinden etabliert und die digitalen Klassenzimmer sind generationsübergreifende Treffpunkte geworden. In der alten Dorfschule in Godelheim gibt es auch einen Co-Working-Space und bald einen Gesundheitskiosk. Das Projekt bringt Bürger:innen, Vereine und Kirchen zusammen und fördert ein solidarisches Miteinander.
Wo Dorf.Zukunft.Digital genutzt wird
Der Kreis Höxter gehört mit seinen zehn Städten und 124 Ortschaften zum Regierungsbezirk Detmold. Er zählt zu den größten Kreisen in Nordrhein-Westfalen.
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